Depoteröffnung: Was Sie beachten sollten
Der Start bei der Depoteröffnung
Um an der Börse aktiv zu werden, benötigen Sie ein Depot, das für den Handel von Wertpapieren gedacht ist. Mit diesem Kapitel möchten wir Ihnen bei der Depotauswahl Hilfestellung bieten und Tipps und Tricks weitergeben, die Sie dabei beachten sollten.
Ein Depot können Sie bei Ihrer Hausbank oder bei einem Online-Broker beantragen. Der Unterschied:
Bei Ihrer Hausbank wird Ihnen zusätzlich eine Wertpapierberatung angeboten. Jedoch ist dieser Service mit höheren Kosten verbunden. Wenn Sie auf die Beratung nicht verzichten wollen, dann sollten Sie die Qualifikation Ihrer Berater überprüfen.
Sie sollten auch wissen, dass Ihnen in einem solchen Gespräch meist nur Produkte der Hausbank empfohlen werden. Somit besteht ein Interessenskonflikt (Beratungsgespräch = Verkaufsgespräch).
Denn die Berater werden nicht für den letztendlichen Erfolg belohnt, sondern für den Verkauf der Produkte. Wenn Sie jedoch über Ihre Anlagen selbstständig entscheiden möchten und auf die Beratung verzichten können, dann ist ein Online-Broker die wahrscheinlich bessere Wahl.
Ein weiterer entscheidender Faktor, den Sie bei Ihrer Auswahl beachten sollten, sind die Kosten für Depotführung und -verwaltung. Oftmals wird dieser Aspekt unterschätzt, obwohl er einen maßgeblichen Einfluss auf die Ertragsraten hat. Schließlich erhalten Sie den Betrag, der nach Kosten übrigbleibt.
Daher sollten Sie versuchen, die Differenz zwischen Rendite und der Summe, die Sie letztendlich erhalten, zu minimieren. Sie können die Bewegungen an den Märkten nicht kontrollieren, allerdings jedoch Ihre Kosten.

Dieser Zusammenhang wird in Grafik 2 dargestellt. Gezeigt wird der hypothetische Verlauf eines Portfolios (Startguthaben 100.000 USD) über einen Zeitraum von 30 Jahren mit einer jährlichen Rendite von 6 %, die jeweils reinvestiert wird.
Die goldene Linie zeigt den Wert vor Kosten. Die grüne Linie ergibt sich bei jährlichen Kosten von 0,25 % des Vermögens, während der blauen Linie ein Kostenfaktor von 0,63 % zugrunde liegt. Obwohl die Differenz zwischen den zwei Szenarien gering ist, beträgt der Unterschied im Portfoliowert nach 30 Jahren mehr als 50.000 USD.
Pro Transaktion fällt eine Orderprovision an, die abhängig vom Volumen berechnet wird. Das heißt, je größer das Ordervolumen, desto größer die Provision.
Dazu sollten Sie überprüfen, ob eventuell weitere Kosten anfallen, wie zum Beispiel Handelsplatzgebühren oder Maklercourtage. Einige Anbieter verlangen sogar noch eine Depotführungsgebühr. Durch die Kosten, die pro Order anfallen, können sogar (brutto) erfolgreiche Geschäfte zu (netto) Verlustgeschäften werden.

Erzielen Sie beispielsweise eine Bruttorendite von 10 % und haben Kosten (Depot-, Transaktionskosten usw.) von 2,5 %, dann erzielen Sie eine Nettorendite von 7,32 % (= ((1 + 10 %) : (1 + 2, 5%)) -1).
Bei Kosten von 5% Prozent läge die Nettorendite bei 4,76 %. Es wäre sehr ärgerlich, wenn Sie Gewinneinbußen hinnehmen müssen, weil Sie nicht den günstigen Anbieter wählten. Anhand der Tabelle erkennt man, dass die Kosten umso stärker ins Gewicht fallen, je mehr Sie handeln.
So beträgt die annualisierte Rendite nach 3-monatiger Haltedauer 32,64 % (=[(1 + 10 %) : ( 1+ 2,5 %)]12/3 -1) bei Kosten von 2,5 % verglichen mit 20,45 % bei 5 % Kosten. Die Differenz beträgt mehr als 12 Prozentpunkte. Die Renditedifferenz pro Jahr sinkt deutlich bei einer Haltedauer von 18 Monaten (4,82 % versus 3,15 %).
Generell gilt:
Die Depotauswahl sollte an Ihren individuellen Anlagestil angepasst werden. Das gilt nicht nur für die Kosten, sondern auch für die Produkte, die Sie handeln möchten. Nicht jeder Broker bietet die Möglichkeit, Derivate wie Futures oder Optionen zu handeln oder Leerverkäufe zu tätigen.
Außerdem deckt ein Broker nicht alle Handelsplätze auf der Welt ab. Das gilt insbesondere für kleine ausländische Aktien, die in Deutschland nicht handelbar sind. Die größten und umsatzstärksten Börsen (NYSE, LSE, NASDAQ usw.) sollten zumindest abgedeckt sein.
Vergewissern Sie sich zunächst Ihrer eigenen Handelspräferenzen, bevor Sie zur finalen Wahl des Depots übergehen.
Bonität vor der Depoteröffnung prüfen
Im letzten Schritt sollten Sie die Bonität und die Bilanz des Anbieters prüfen. Schließlich möchten Sie ihr Vermögen in die Hände eines vertrauenswürdigen Finanzdienstleisters legen. Zumindest die regulatorischen Kapitalanforderungen sollten erfüllt werden und auch ein gutes Abschneiden in den Stresstests der European Banking Authority (EBA) ist wünschenswert.
Beim Stresstest werden Banken auf Widerstandsfähigkeit unter einem Basisszenario (EZB Prognose auf 3-Jahres-Sicht) und einem adversen Szenario (starker Rückgang des BIP, der Immobilien- und Aktienpreise) geprüft. Informieren Sie sich also über das Ergebnis Ihres Anbieters bei diesen Stresstests.
Auch sollten Sie die Einlagensicherung des Brokers prüfen. Eine Hilfestellung bietet die Website einlagensicherung.de des Bundesverbandes Deutscher Banken e.V. Hier können Sie überprüfen, inwiefern Ihr Vermögen im Insolvenzfall des Kreditinstituts geschützt ist.
Seit 2009 sind Einlagen innerhalb der EU pro Bank und Einleger bis zu 100.000 Euro gesetzlich geschützt. Einige Institute sind Mitglieder in freiwilligen Einlagensicherungsfonds, die das Einlagevermögen über den gesetzlichen Mindestrahmen schützen. Depots zählen zum Sondervermögen und fallen nicht unter die Konkursmasse bei einer Insolvenz des Brokers. Trotzdem sei angemerkt, dass nichts im Leben garantiert ist – die Einlagensicherung jedoch ein Mindestkriterium ist.